Blasinstrumente
Iwalewa-Logo

Zur Übersicht

Außer Idiophonen und Membranophonen haben viele afrikanische Völker eine gewisse Anzahl von Aerophonen (Blasinstrumenten) in Gebrauch. Man unterscheidet drei große Gruppen: Flöten, Rohrblattinstrumente, sowie Hörner und Trompeten.

Die Flöten
Die erste Gruppe umfaßt Instrumente der Flötenfamilie, gefertigt aus Materialien mit einer natürlichen Bohrung wie Bambus, Fruchthülsen, Hirsestengeln, der Spitze eines Horns oder Kürbis; oder aber sie können aus Holz geschnitzt sein. Gelegentlich stößt man auf Metallrohre, die als Ersatz für die Bambusflöte Verwendung finden (4.1). Es gibt auch Tonflöten und Okarinas (runde oder ovale Instrumente mit Grifflöchern und einem Anblasloch) aus Fruchtschalen.

Längsflöte
Längsflöte mit Kerbmundstück
Flöten können offen oder gedackt sein, und sie können längs oder quer zu spielen sein. Das Mundstück der Längsflöten kann gekerbt oder rund sein, während die Anzahl der Grifflöcher vom individuellen Gebrauch des Instruments abhängt. Flöten mit großem Ambitus haben gewöhnlich vier bis sechs Grifflöcher, der Tonumfang von Flöten mit weniger Löchern kann durch Überblastechnik erweitert werden. Es gibt auch Flöten von geringem Ambitus, mit einem Vorrat von nur zwei oder drei Tönen, wie auch solche, die nur einen Ton hervorbringen. Diese werden häufig in Sätzen zu verschiedenen Tonhöhen hergestellt, so daß mehrere zusammengenommen in der hoquetus-Technik Melodien von größerem Ambitus spielen können. Panflöten (eine Reihe eintöniger Flöten, die zusammengebunden und von einem Musiker gespielt werden) sind nicht so gebräuchlich wie Einzelflöten oder Flötensätze, die in hoquetus-Art von mehreren Musikern gespielt werden. Jedoch treten Panflöten bei einigen weit voneinander getrennten Völkern des Kontinents auf, so bei den Soga Ugandas, den Yombe Zaires, den Pedi Südafrikas, auch hie und da in Westafrika.

Flöten sind als Soloinstrumente in Gebrauch, um festgelegte oder improvisierte Stücke zu spielen, um Signale zu übermitteln, oder um über die Musik eines Ensembles eine bestimmte Stimmung oder Atmosphäre zu legen. Sie sind auch als fester Bestandteil in der Melodiesektion eines Ensembles denkbar. Flöten werden im Duett (wie man es zum Beispiel bei den Baule der Elfenbeinküste antrifft) und ebenso in Ensembles von drei oder mehr Instrumenten gespielt. Im letzteren Fall bezieht sich die Größe des Ambitus der einzelnen Instrumente manchmal auf ihre musikalischen Funktionen: das führende Instrument kann den größten Arnbitus haben, während sich die anderen mit weniger Tönen bescheiden, da sie nur die Antwort spielen. Flöten werden in Ensembles mit Trommeln und/oder Gesangsstimmen und mit Lyren, Trommeln und Rasseln kombiniert.

Rohrblattinstrumente
Die zweite Gruppe Aerophone, die afrikanische Völker kennen, ist die Rohrpfeifenfamilie. Sie ist jedoch nicht so weit verbreitet oder nicht so bedeutend wie die Flötenfamilie. Der Art mit einem einzigen Rohrblatt begegnet man im Savannengürtel Westafrikas, zum Beispiel in Obervolta, im nördlichen Ghana, in Dahomey und im Tschad, und sie ist gewöhnlich aus einem Hirsestengel oder einer ähnlichen Pflanze gefertigt. Das Mundstück besteht aus einem kurzen Rohrblatt, ungefähr zweieinhalb Zentimeter lang und sechs Millimeter im Durchmesser, das hergestellt wird, indem man zwei parallele Schlitze von etwa fünf Zentimeter Länge von einem Ende des Stengels aus einschneidet. Das Rohrblatt ist nicht fest, sondern an einem Ende so abgeschnitten, daß man es mit der Hand anheben kann; es liegt lose auf dem Blasloch, kann jedoch von einer locker gebundenen Schnur heruntergehalten werden.

Doppelrohrblatt
Doppelrohrblasinstrument
der Hausa
Beim Einziehen und Ausblasen der Luft durch die Schlitze beiderseits des Rohrblattes kann man zwei verschiedene. schnarrende Töne erzeugen. Das andere Ende des Instruments kann mit der freien Hand überwölbt werden, um die Tonhöhe zu verändern; man kann auch eine Fruchtschale oder Kalebasse an einem oder an beiden Enden des Instruments anbringen.

Es sind auch Doppelrohrblatt-Instrumente zu finden - in Somalia, im Tschad, in Kamerun, im nördlichen Nigeria, in Obervolta und im östlichen Afrika entlang der Küste Kenias und Tansanias - alles Gebiete mit islamischer Tradition.



Hörner und Trompeten
Weitverbreitet sind Trompeten aus Tierhörnern und Elefantenzähnen, die gewöhnlich seitlich angeblasen werden.

Elefantentrompten
Ein Ensemble
von Elefantentrompeten
Trompeten werden auch aus einem ganzen Kürbis und aus zusammengefügten Teilen eines Kürbisses gemacht, oder aus dem Stück eines schmalen Bambusrohres, dem ein Kürbis als Schalltrichter aufgesetzt werden kann. Bei den Lugbara Ugandas ist die Lage des Kürbisses umgekehrt: der Kürbis, in den das Blasloch geschnitten ist, wird als Mundstück befestigt. Es gibt auch Trompeten aus Metall wie die äthiopische malakat, die auch mit Leder oder Fell überzogen sein kann.
Trompeten aus Kürbis oder Bambus oder aus beidem werden gewöhnlich am Ende angeblasen, obwohl auch seitlich angeblasene Varianten zu beobachten sind (4.2). Es gibt kurze und lange Trompeten von 1,20 bis 1,80 Meter, wie die malakat in Äthiopien, ähnlich bei den Nyiramba und Nyisansu Tansanias, den Madi und Acholi Ugandas und bei einigen Volksstämmen im Savanntngürtel Westafrikas, besonders bei denen, die auch Doppelrohrblattinstrumente im Gebrauch haben wie die Hausa im nördlichen Nigeria.
Längstrompete
Längstrompete
mit einem Kürbis
als Schalltrichter



Holztrompete
Hölzerne Trompeten
in Form
menschlicher Figuren


Trompeten können auch aus Holz geschnitzt sein; so bei einigen Völkern im westlichen, östlichen und zentralen Afrika. Diese holzgeschnitzten Trompeten werden in der Regel seitlich angeblasen. Hölzerne Trompeten, die in vertikaler Position gespielt werden, trifft man in Zaire. Sie sind aus Holz in Form einer menschlichen Figur geschnitzt, in deren Rücken das Anblasloch gebohrt ist.

Trompeten können einzeln, in Paaren oder in größeren Ensembles gespielt werden, dann gewöhnlich in hoquetus-Manier, und entweder für sich oder in Verbindung mit Trommeln und anderen Perkussionsinstrumenten. Hörner und Trompeten können zur Übermittlung von Signalen und verbalen Botschaften, doch ebenso nur zum Musizieren verwendet werden.

Zurück zur Übersicht

Das Copyright für diese Seiten liegen beim Verlag Florian Noetzel, Bremen
Vervielfältigung jeder Art unterliegen dem Urheberschutzgesetz
Iwalewa-Logo
Hauptseite